Positive Impact Blog

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Erstmalige Messung des gesellschaftlichen Impacts im Vergleich zum traditionellen ESG-Risiko Management von 55 Top Schweizer Unternehmen

Kommentar zur Publizierung des Green Business CEO Rating 2021 in der Bilanz vom 25.6.2021

Endlich ist es soweit, mit der Lancierung des Green Business CEO Ratings können wir erstmals die Unternehmensleistung der «inside-out» und «outside-in» Perspektive vergleichen (Dyllick & Muff, 2016). Die 50 grössten Schweizer Unternehmen wurden so erstmals auf die zwei Kerndimensionen der unternehmerischen Nachhaltigkeit geprüft. Nachhaltigkeitsmanagement wird bis heute noch weitgehend gleich gesetzt mit unternehmerischem Risikomanagement (oder: inside-out). Dabei geht es heute um sehr viel mehr: um positive Beiträge zur Lösung der grossen gesellschaftlichen Herausforderungen, die ohne Wirtschaft und Unternehmen nicht bewältigt werden können (oder: outside-in). Diese Herausforderungen können und sollen als neue Geschäftsfelder statt nur als Risiken erkannt und genutzt werden. Wir sind überzeugt, dass nur so Unternehmen einen relevanten gesellschaftlichen Impact in Bereichen wie Klimaschutz und Energieversorgung, Kreislaufwirtschaft, vernetzte Mobilität, nachhaltige Ernährung oder krisenresistente Gesundheitssysteme erzielen können.

Um dieses erweiterte Denken zu fördern misst das «Green Business CEO Rating» sowohl das Risikomanagement wie auch die positive Impact-Wirkung von Unternehmen:  

  • Inside-out: Nachhaltigkeitsmanagement als Risikomanagement fokussiert darauf, Kosten und Risiken für das Unternehmen zu reduzieren und die Wahrnehmung einer gesellschaftlichen Verantwortung zum Ausdruck zu bringen. Es dient primär der Absicherung des Unternehmens und basiert auf Erkenntnissen von der ESG-Ratings. Es dominiert eine Inside-Out-Perspektive, vom Unternehmen und seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Ergebnisse bestehen zumeist aus Verminderungen der negativen Auswirkungen des Unternehmens (CO2-Belastungen, Ressourcenverbrauch, Abfälle, Emissionen).
  • Outside-in: Hier geht es um positive Beiträge zur Lösung der gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsherausforderungen. Diese bedingen eine Outside-In-Perspektive, einen Blick von der Gesellschaft auf das Unternehmen und von der Zukunft auf die Gegenwart. Diese Perspektive orientiert sich am Impact des Unternehmens auf die Gesellschaft wie sie sich in Gesetzgebungsverfahren wie dem Europäischen Green Deal oder am Kapitalmarkt im Zeichen des Impact Investings und einer expliziten Purpose-Orientierung von Unternehmen niederschlagen. Ihre Messung basiert auf Beiträgen zur Bewältigung der UN Sustainable Development Goals, der SDGs.

Das «Green Business CEO Rating» zeigt den positiven sozialen und ökologischen Impact der besten Grossunternehmen der Schweiz. Es bewertet erstmalig die Leistung von Unternehmen bezüglich eines positiven Beitrags zur Lösung der drängenden globalen Herausforderungen.

  • Die Inside-out Perspektive wird einfachheitshalber mit der bekannten ESG-Bewertung (Environmental, Social & Governance) gleichgesetzt.
  • Die Outside-in Perspektive wird kurz und prägnant als «Impact» bezeichnet.
Abbildung 1: Übersicht der Methodik

DER BEITRAG DER UNTERNEHMEN ZUR LÖSUNG DER DRINGENSTEN PROBLEME UNSERER ZEIT

Die Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen kann in vier Quadranten gegliedert werden. Sie werden durch die beiden Achsen Risikomanagement (ESG) und “positive Wirkung auf Gesellschaft und Umwelt” (IMPACT) gebildet (siehe Abbildung 2). Auf einer 10er Skala liegt der gemessene Mittelwert aller Unternehmen bei 4.0. Dies zeigt auf, wie gross das Potential noch ist, um auf beiden Achsen besser zu werden.

Gruppe 1 – WIRKUNGSVOLL

Hier finden sich Unternehmen mit einem proaktiven Engagement bzgl. der Absicherung ihres Unternehmens vor Nachhaltigkeitsrisiken, welche sich gleichzeitig in Märkten befinden, die einen positiven Impact auf die SDGs haben. Hier befinden sich die Top-5 CEOs mit ihren Unternehmen, z.B. Swiss Re, Migros und Novartis. Diese Unternehmen sind in gesellschaftsrelevanten Märkten unterwegs, welche sie bereits früh dazu geführt haben, eine proaktive Haltung bezüglich gesellschaftlicher und ökologischer Probleme einzunehmen. Insbesondere ein Rückversicherer wie Swiss Re ist ein ausgezeichnetes Beispiel eines Unternehmens, das schon früh die hohen Kosten von Natur- und Klimaschäden – für die Gesellschaft und für sich selber – erkennen musste und daraus strategische Konsequenzen abgeleitet hat. Aber auch Unternehmen wie Migros oder Coop, sind in ihren Märkten direkt mit ökologischen und gesundheitlichen Problemen konfrontiert worden und haben die Erwartungen der Gesellschaft zu spüren bekommen. Sie haben schon früh eine wirkungsvolle Haltung eingenommen.

Gruppe 2 – EFFEKTIV

Hier finden sich Unternehmen, welche Produkte und Dienstleistungen in Märkten mit grosser Relevanz für Gesellschaft und Umwelt anbieten. Entweder weil sie seit jeher in diesen Märkten positioniert sind, oder aber ganz bewusst SDG-relevanten Dienstleistungen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme entwickelt haben.  Sie sind unauffällig, was ihr Risikomanagement betrifft, was auch an einer fehlenden Transparenz oder Berichterstattung liegen kann. Beispiele solcher Unternehmen sind Stadler Rail, Partners Group oder Baloise.

Gruppe 3 – AKTIV

Hier finden sich Unternehmen mit einem aktiven Engagement bzgl. Reduktion ihres negativen Impacts, welche Märkte bedienen, die nur einen geringen positiven Impact für Gesellschaft und Umwelt aufweisen. Unternehmen wie SGS, Holcim und Schindler sind aktiv und engagiert in ihrem Risikomanagement. Mit ihren Produkten und Dienstleistungen haben sie aktuell jedoch nur eine schwache Wirkung auf die Lösung von Nachhaltigkeitsherausforderungen im Sinne der SDGs.

Gruppe 4 – PASSIV

Hier finden sich Unternehmen mit nur geringem oder erst erwachendem Interesse an Nachhaltigkeit, welche in Märkten mit nur kleiner Relevanz für Gesellschaft und Umwelt aktiv sind. Ebenso wird ein Unternehmen hier aufgeführt, wenn es bezüglich seiner Nachhaltigkeitsperformance sehr intransparent kommuniziert. Beispiele solcher Unternehmen sind Swatch, Ems Chemie oder SFS Group. Unternehmen in dieser Gruppe weisen weder eine gute ESG-Bewertung, noch sind sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen in SDG-Impact relevanten Märkten positioniert.

Abbildung 2: Die positive Impact Orientierung der untersuchten 55 Unternehmen

Die vier Kategorien in Abbildung 2 entstehen durch die beiden Unternehmensbewertungen – einerseits das ESG-Rating zur Absicherung des Unternehmens und andererseits das SDG-Impact-Rating bzgl. eines positiven Beitrags zu Gesellschaft und Umwelt. Die entsprechenden Positionierungen zeigen gut auf, wo Unternehmen stehen, sowohl bezüglich ihres Engagements für die Nachhaltigkeit als auch bezüglich des Impacts ihrer Produkte und Dienstleistungen. Die Unterschiede zwischen den beiden Ratingverfahren machen deutlich, dass es sich hierbei um ganz verschiedene Bewertungsperspektiven handelt (siehe Abbildung 1).

  • ESG Rating für die traditionellen CSR Aktivitäten eines Unternehmens: Die ESG Best Practices Daten der Ratingagentur ISS fokussieren auf die klassischen ESG Kriterien (Umwelt, Soziales, verantwortungsvolle Unternehmensführung) und basieren auf einer Risikoperspektive der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeitsmanagement als Risikomanagement fokussiert darauf, Kosten und Risiken für das Unternehmen zu reduzieren und die Wahrnehmung einer gesellschaftlichen Verantwortung zum Ausdruck zu bringen (Inside-Out-Perspektive). Die Ergebnisse bestehen zumeist aus Verminderungen der negativen Auswirkungen des Unternehmens (CO2 Belastungen, Ressourcenverbrauch, Abfälle, Emissionen), aber nicht in positiven Beiträgen zur Lösung der gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsherausforderungen.
  • SDG-Impact Rating für die zukunftsorienterte «positive impact» Perspektive: Die SDG Analytics Daten der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P)/Trucost analysieren den positiven und negativen Impact jedes Unternehmens hinsichtlich aller 17 SDGs (Sustainable Development Goals der UN). Der Fokus liegt auf dem Blick von der Gesellschaft auf das Unternehmen und von der Zukunft auf die Gegenwart. Diese Outside-in-Perspektive orientiert sich am Impact des Unternehmens und der gesellschaftlichen Ausrichtung seiner Produkte und Dienstleistungen.

Es macht einen grossen Unterschied, ob die Absicherung des eigenen Unternehmens vor Nachhaltigkeitsrisiken mittels ESG-Daten bewertet wird oder der gesellschaftliche Impact des Unternehmens in Bezug auf die SDGs gemessen wird. Es gibt Unternehmen, die gut bzgl. ihrer ESG-Absicherung und solche die gut bzgl. ihres SDG-Impacts abschneiden. Es geht hierbei um die Ausrichtung der Nachhaltigkeitsaktivitäten, nicht um das Nachhaltigkeits-Engagement des Unternehmens. «Aktive» Unternehmen können sehr viel Aufwand betreiben, um ihr Unternehmen vor Nachhaltigkeitsrisiken zu schützen und Leistungen bzgl. der vielfältigen Messindikatoren nachzuweisen, ohne dass dies für den SDG-relevanten Impact viel bringt. Andererseits erreichen «effektive» Unternehmen aufgrund ihrer Produkt- und Marktausrichtung hohe SDG Impact-Werte, ohne dass dies zwingend eines besonderen Aufwandes bedarf.

Schlussendlich geht es aber nicht darum, die Leistungen in einem Bereich gegen den anderen auszuspielen.  Beide Bereiche sind wichtig und wurden entsprechend für das Unternehmensrating auch gleich gewichtet.

Ihre Meinung interessiert uns. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!


When the Stakeholder Perspective takes a Purpose Orientation

Understanding Business Sustainability Types in terms of stakeholder engagement

Every organization talks about stakeholder engagement – yet what does this really mean? In the era of positive impact, engaging with stakeholders goes beyond reaching out to your employees, customers, suppliers and concerned civil society institutions. A truly sustainable organization will have recognized that it is itself a stakeholder in a much larger context, in which it doesn’t play the central role. Creating a positive impact through focusing on purpose is all about recognizing one’s own limited perspective and value contribution to a society which includes other perspectives such as civil society and government.

The purpose orientation of business has become a popular topic recently. It is hard to open a new book on the current and future challenges for business and society and not stumble over the purpose topic. In analyzing the evolution of business sustainability empirically, Grayson et al. conclude in their book “All In” (2018: 30-32) that we have entered the “Purpose Driven Era” in 2016. For them, today’s best corporate leaders focus what they do through the lens of the purposeful and positive impact they aspire to have in the world.

This understanding of purpose contrasts with another popular interpretation of the role of business, the stakeholder model. The Business Roundtable, an association of some 200 CEOs of major U.S. companies, published a widely acclaimed statement on the purpose of a corporation in August 2019. These companies committed for the first time since 1997 to a responsibility to all stakeholders – namely customers, employees, suppliers, the communities in which they operate, and their owners. All stakeholders are seen by them as important, and value must be created for all of them. This is a significant extension of understanding from seeing the shareholder as the one primary stakeholder of business.

What is the difference between these two interpretations of business and its role in society?

What is the difference between the purpose orientation of business and the stakeholder model? And how do they relate to each other?

A helpful answer can be found in the Davos Manifesto 2020 on the role of business in the 21st century presented by Klaus Schwab, the founder and chairman of the World Economic Forum. This manifesto goes beyond the Business Roundtable’s position in two different ways. First, it includes society in the catalog of stakeholders. Second and more significantly, it sees business not only as an economic entity in the service of wealth creation for different stakeholders, but also as a societal institution delivering multiple values. Along with government and civil society, business here is seen as another, equally important “stakeholder of our global future”. Business is expected to contribute through its specific resources and capabilities to improve the state of the world, together with government and civil society. To achieve this, a purpose orientation is needed to guide the business.

How do we make sense of this evolution of understanding of stakeholders?

In a first step, an organization extends its understanding from a single stakeholder, often the owner or shareholder, to a more extensive group of business-relevant stakeholders. This is the shift from Business Sustainability 1.0 to Business Sustainability 2.0 in the Dyllick-Muff Typology (see below).  This extension from a single to a number of relevant stakeholder groups can be viewed as a “horizontal extension,” with new stakeholder groups being added to existing ones. A majority of organizations are in this conceptual phase of understanding stakeholder engagement. At this stage, the central focus, however, remains on the business, which is seen to fulfill multiple demands through its activities.

When an organization, in a further step, starts to consider itself as a societal stakeholder, this is a completely different perspective. It represents the shift from inside-out to outside-in thinking which means that an organization is able to look at its own role from an external meta level. It starts perceiving itself as just another stakeholder in society. It is society which takes on the central space, no longer the organizations which sees its role as providing a positive value to society. This shift introduces an additional dimension and can be seen as a “vertical expansion” of the relevant perspective. This new position is what Business Sustainability 3.0, or true business sustainability, is all about.

The graph illustrates that we are in effect dealing with two different perspectives on business and society. And these two perspectives bring about two quite different discussions, as has been demonstrated also in developing our concept of True Business Sustainability.

In reviewing the established approaches to Business Sustainability, we developed a typology that focuses on effective business contributions to sustainable development (Dyllick and Muff, 2016). We call it the Business Sustainability Typology (BST). It ranges from Business Sustainability (BST) 1.0 to BST 2.0 and BST 3.0.

What do we mean by this?

In a first phase of BST 1.0 companies recognize that through sustainability management they can save costs and reduce risks, they can increase their reputation on the job market as well as their differentiation in the product markets. We defined this early form of Business Sustainability 1.0 as a form of “refined shareholder value-management” where shareholders play the dominating role. This is reflected in the interaction between business and their shareholders in the graphic.

In a second phase, companies start broadening their stakeholder perspective beyond their shareholders, thereby pursuing a triple bottom line approach. Value creation mow includes economic or social values to other stakeholders as well. This advanced view of BST 2.0 we have called “Managing for the Triple Bottom Line”. In contrast to BST 1.0 not only economic objectives, but also social and environmental objectives are pursued by business as part of their stakeholder management. But the companies still look at things from the inside out, from its own activities to stakeholders and to society. And it is about diminishing the negative side effects of the economic activities. This is well reflected in the horizontal extension to multiple stakeholders in the above graphic.

In a third phase, companies shift from an “Inside-Out-Thinking” to an “Outside-In-Thinking”, i.e. when the company starts from society and its problems and then asks itself which opportunities arise by contributing to solving societal challenges? This results in BST 3.0 or “True Business Sustainability” and is well reflected in the perspective where an organization sees itself as a societal stakeholder.

With regard to the vertical expansion the relevant questions address the needs of society to continue solving its problems and the relevant contributions made by government, civil society, and business. It raises questions about the role of business and its purpose in the development of the economy and society. This requires business to engage with the broader external environment, beyond the economic and market environments. And it requires an “outside-in perspective” instead of the dominant “inside-out perspective.” Such a perspective considers the company and its impact from the outside, starting with the societal problems and challenges; rather than from the inside, starting from the goals and concerns of the company itself.

This is a major step change in thinking about the development of business sustainability, or more generally, about business and society. It opens the discussion for the new question about corporate purpose. And it frames the discussion in a different way. Not as adding value to more stakeholder groups, but as focusing on very different challenges, societal challenges, where corporate contributions are much in need.